Was ist Airless-Spritzen? Ein Überblick
Wie funktioniert Airless-Spritzen?
Der Begriff „Airless“ kommt aus dem Englischen und bedeutet auf Deutsch „luftlos“ – das unterscheidet das Airless-Spritzen von anderen Spritzverfahren. Hier wird das zu verspritzende Material durch eine Memranpumpe oder eine Kolbenpumpe unter hohen Druck gesetzt und über einen Hochdruckschlauch der Airless-Pistole zugeführt.
Der Antrieb dieser Pumpen erfolgt entweder elektrisch, pneumatisch oder durch einen Verbrennungsmotor. Bei der Zuführung der Farbe kommen verschiedene Systeme zum Einsatz: Für kleinere Mengen Behälter, die an oder auf dem Gerät montiert werden, für mittlere Mengen Ansaugsysteme zum direkten Ansaugen aus Gebinden. Für Großobjekte kann ein Container-Ansaugsystem angebracht werden, um das Spritzmaterial direkt aus dem Container zu saugen.
Welche Materialien lassen sich im Airless-Verfahren verspritzen?
Airless-Gerät: Membranpumpe, Farbbehälter, Schlauch und Airless-Pistole mit DüseDas Airless-Spritzen eignet sich für eine breite Palette von Materialien und damit für eine Vielzahl von Anwendungsbereichen. So lassen sich unter anderem mit Airless-Geräten verarbeiten:
- Öle
- Trennmittel
- Beizen
- Lacke
- Füller
- Grundierungen
- Acrylfarben
- Innen- und Außendispersionen
- Silikat
- Latex
- Flammschutz
- Gewebekleber
- Bitumen
- Dickschichtmaterialien
- Dachbeschichtungsmaterialien
- Airless-Spritzspachtel
- und vieles mehr
Pistolen, Düsen und Filter
Für die meisten Spritzarbeiten kommen Airless-Geräte mit einen Spritzdruck bis maximal 250 bar zum Einsatz, bei schwerem Korrosionsschutz oder hoch viskosen Materialien können Geräte bis 500 bar erforderlich sein.
Dabei muss gewährleistet sein, dass Pistole und Düsensystem für den jeweiligen Druck ausgelegt sind. Für leichtgefüllte Farben ist eine Airless-Pistole mit 3-mm-Ventilkugel ausreichend. Für hochgefüllte Materialien wie Spritzspachtel ist eine Pistole mit 5-mm-Kugel empfehlenswert.
Düsen
Wendedüse für Airless-PistolenAirless-Flachstrahldüsen sind meist mit einer dreistelligen Zahl markiert.
Diese Zahl lässt die Eckdaten der Düse auf einen Blick erkennen.
Beispiel: Düse 521 – die „5“ bedeutet 50° Spritzwinkel, die folgende „21“ ist die Düsengröße,
wobei das Maß der Bohrung in Hundertstel Zoll angegeben wird: 0,021“, was 0,53 mm entspricht.
Empfehlenswert sind Wendedüsen-Systeme, da durch das Drehen der Düse um 180° ein Düsenverstopfer beseitigt werden kann (Rückspülung der Düse). Für höherwertige Lackierungen sind Düsen mit Vorzerstäuber von Vorteil.
Filter
In den meisten Airless-Pistolen sind im Pistolengriff Filter eingebaut. Die Maschenzahl der Filter richtet sich nach der Düsengröße.
Richtwerte für Maschenzahl:
- 180 Maschen von Düsengröße 0,007 bis 0,013
- 100 Maschen von Düsengröße 00,13 bis 0,017
- 50 Maschen von Düsengröße 0,017 bis 0,039
- 30 Maschen von Düsengröße 0,035 bis 0,055
Spritzdruckeinstellung
Der Spritzdruck richtet sich nach der Viskosität und Temperatur der Farbe. Sind beim Spritzen die sogenannten „Airless-Streifen“ sichtbar, sollte entweder der Druck erhöht oder die Viskosität des Materials durch Zugabe von entsprechenden Verdünnern gesenkt werden. Eine generelle Aussage, welches Material bei welchem Druck zu verarbeiten ist, ist leider nicht möglich.
Tipp: Als Zubehör sind Heizschläuche an jedes Airless-Gerät nachrüstbar. Durch Erwärmen des Spritzmediums kann der Spritzdruck gesenkt werden. Dadurch entsteht weniger Farbnebel, es ist nur wenig oder kein Lösemittel nötig, und es ergibt sich eine bessere Oberflächenqualität.
Vorteile des Airless-Spritzens
hohe Flächenleistung mit geringem Personaleinsatz
gute Wirtschaftlichkeit durch geringen Materialverbrauch
sehr gut geeignet für raue Oberflächen wie Putze
breites Anwendungsspektrum im Innen- und Außenbereich wie Neubau, Fassaden, Dachbeschichtung, Groß- und Kleinobjekte sowie Lackierarbeiten von Türen, Garagentoren usw.
Nachteile
So praktisch das Airless-Verfahren für viele Einsatzbereiche ist, kann es – abhängig von Art und Umfang der Arbeiten – dennoch für manche Zwecke nicht die richtige Wahl sein. Beim Airless-Spritzen kann je nach Material erheblicher Farbnebel entstehen. Für Kleinstflächen ist das Verfahren ungeeignet, da hier Reinigungsaufwand und Abdeckarbeiten nicht im Verhältnis zu den Vorteilen des Verfahrens stehen.
Anwender
- Malerbetriebe
- Tischlereien
- Stahlbau
- Korrosionsschutz
- Dachbeschichter
- Industrie und Handwerk